ASA-Bundesverband fordert gemeinsam mit anderen Verbänden fairen Zugang zu fahrzeuggenerierten Daten vernetzter Fahrzeuge.
Eine Allianz deutscher Verbände hat in einem gemeinsamen Positionspapier auf die dramatischen Folgen eines drohenden Datenmonopols der Automobilhersteller für den Wettbewerb im Independent Aftermarket aufmerksam gemacht. ADAC, ASA-Bundesverband, Dekra, GDV, GVA, VdTÜV, ZDK und ZKF wenden sich in dem Papier an die Bundesregierung. Sie skizzieren die Verwerfungen, die im Wettbewerb entstehen werden, wenn die Politik versäumt, für einen fairen Zugang zu statischen und dynamischen Daten moderner vernetzter Fahrzeuge zu sorgen. Aktuell haben den Zugang auf Echtzeit-Daten aus den IT-Komponenten der Fahrzeuge ausschließlich die Automobilhersteller, die diese Daten bei jeder Inbetriebnahme automatisch auf ihren Servern sammeln und speichern. Diese Daten sind Grundlage für neue digitale Geschäftsmodelle. Nach Berechnungen diverser Studien könnte der Umsatz mit datenbasierten Diensten bis 2030 weltweit auf über 700 Milliarden Euro pro Jahr steigen. Besteht das aktuell herrschende Monopol der Hersteller beim Datenzugriff weiter, ist der Independent Aftermarket, also Teilehersteller und -händler, Werkstattausrüster, freie Werkstätten, Zubehöranbieter, Reifenfachbetriebe aber auch Pannenhilfsorganisationen, Überwacher, Versicherungen und alle anderen Anbieter automobiler Dienstleistungen komplett vom Markt der Zukunft abgeschottet. Das von den Herstellern propagierte Extended Vehicle (ExVe), eine Art Datenklon des echten Fahrzeugs, als Zugeständnis an die Unternehmen des IAM bezeichnen diese als völlig untauglich und sehen darin keinen gleichwertigen Ersatz für einen direkten Datenzugriff. Weder ist über ExVe aufgrund der bestehenden Latenzzeiten ein Zugriff auf Echtzeitdaten möglich, noch entspricht es der Vorstellung eines fairen Wettbewerbs, dass alle Dienstleister ihre Angebote grundsätzlich unter den Augen (und der Kontrolle) des jeweiligen Fahrzeugherstellers unterbreiten müssen. Hinzu kommt, dass Geschwindigkeit und Menge der in ExVe verfügbaren Daten alleine der Kontrolle der Hersteller unterliegen. Eine gezielte Wettbewerbsbeeinflussung durch die Automobilhersteller ist also jederzeit möglich. Die Verbändeallianz fordert darum, den directiv over the-air Zugang zu fahrzeuggenerierten Daten ebenso wie die wechselseitige Kommunikation im Fahrzeug mit dem Fahrer, z. B. über das Display, gesetzlich zu regulieren. Geeigneter Rechtsrahmen hierfür ist aus Sicht der Verbände die fahrzeugspezifische Typgenehmigung oder eine verbindliche Normung und Standardisierung. „Einen gleichberechtigten Zugang aller Marktteilnehmer zu fahrzeuggenerierten Daten und Funktionen durch eine im Fahrzeug integrierte, interoperable, standardisierte, sichere Telematik-Plattform (OTP)“, fordert die Verbände-Allianz darum im Interesse des freien Wettbewerbs und der Wahlfreiheit der Verbraucher.
Von der Bundesregierung erhofft man sich, dass sie ihre EU-Ratspräsidentschaft im 2. Halbjahr 2020 nutzt, „um sich für die Regulierung eines fairen und gleichberechtigten Zugangs zu fahrzeuggenerierten Daten und -funktionen bei vernetzten Fahrzeugen einzusetzen.“ Für das erste Quartal 2021 hat die EU-Kommission ein europäisches Gesetzgebungsverfahren für die Regulierung des Datenzugangs angekündigt.
Das Positionspapier der Verbände-Allianz:
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